In diesem liebevoll restaurierten Haus aus dem Jahre 1871 wohnen wir so gerne. In der obigen Bildergalerie kann man sehr schön sehen welch grosse Aufgabe dass war. Es folgt ein Artikel aus der WAZ zur Historie des Hauses.
Der Verwaltungssitz der ehemaligen Zeche Unser Fritz lag gegenüber des Haupteingangs zur Schachtanlage. Jeder Bergmann, der den Pütt verließ, sah auf das Hauptportal und wusste sofort, was die
Stunde geschlagen hatte: Eine große Uhr krönte den Eingang und mahnte zu Fleiß und Arbeit.Von diesem Gebäude aus und von der benachbarten Direktorenvilla, in der heute der Casino-Verein seinen Sitz
hat, wurden jahrzehntelang nicht nur die Geschicke der Zeche gesteuert, sondern nahezu die des ganzen Stadtteils. „Unser Fritz” war Lebensmittelpunkt für 4000 Bergarbeiter und deren Familien, die im
Umfeld wohnten. Die ersten Arbeiterhäuser entstanden 1874. Bis 1915 folgte die Bebauung an der Resser Straße, der Fleithe-, Steinhausen- und Sternstraße, der Dorstener Straße, der zwei Querstraßen
und der Unser-Fritz-Straße. Der erste Teil des Verwaltungssitzes entstand um 1871, mit Gründung der Zeche; 1907 folgte eine Erweiterung, die die Größe des Gebäudes nahezu verdoppelte. Aus der Epoche
stammen wohl Jugendstilelemente wie die Maske an einem Giebel, die bergmännischen Wappen „Schlägel und Eisen” und die Schnittsteinputzstreifen. Seit dem Jahr 2000 steht das Haus unter Denkmalschutz.
Nach fast 100 Jahren erlebt es eine erneute Erweiterung: An der östlichen Seite bauen die Brüder Cetra für sich und ihre Familie einen neuen, sehr modernen Flügel an. Denn bei aller Liebe zum Leben
im Dachgeschoss: Spätestens mit einem oder zwei kleinen Kindern weiß man ebenerdiges Wohnen zu schätzen.
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Die ehemalige Hauptverwaltung der Zeche Unser Fritz an der Unser-Fritz-Straße 182 hatte schon bessere, viel bessere Zeiten gesehen - als gut 20 Jahre vor und nach 1900 von dort aus zu
Spitzenzeiten der Einsatz von 4000 Mitarbeitern gemanagt wurde, die bis zu 891 000 Tonnen Kohle förderten.
Das war 1925. Nur drei Jahre später begann der Niedergang der Zeche, Ende der 30er Jahre dienten die Schächte nur noch zur Seilfahrt, zum Bergeversatz und zur Wetterführung. Am 1. Oktober 1970
schließlich wurden Consolidation/Unser Fritz und Pluto zu einer Werksdirektion zusammengelegt. Parallel dazu verlor auch das Verwaltungsgebäude seine Bedeutung. Innen wurden die Büros notdürftig in
Wohnungen umgewandelt, von außen zogen sich unschöne Putznähte kreuz und quer über die Wände. Das Haus verfiel. Bis dann eben 2002 Miroslav und Edward Cetra kamen, Tischler der eine, Pastor der
andere - beide von dem unbedingten Willen beseelt, dieses Haus wieder auf Vordermann zu bringen und beide glücklicherweise auch mit dem notwendigen handwerklichen Können dazu ausgestattet. Hätten sie
gewusst, was sie erwartete, „wir hätten es wahrscheinlich nicht gemacht”, sagt Miroslav Cetra, der Tischler. Doch da war es schon zu spät, da hatten sie nicht nur in das Haus investiert, sondern sich
auch schon in das denkmalgeschützte Gebäude verguckt: „Das ist wie mit einem alten Auto: Du fängst an, schraubst hier und da, dann kannst du nicht mehr aufhören”, beschreibt Miroslaw Cetra seine
Leidenschaft. Und außerdem: Die beiden Brüder und ihre Familien wollten gerne unter einem Dach wohnen, auch ganz wörtlich, denn sie hatten schon für sich das riesige Dachgeschoss ausgeguckt. Wo in
den Jahren zuvor nicht einmal jemand Wäsche hätte trocknen wollen, entstanden zwei großzügige, helle und luftige Wohnungen, in denen man sich wie in einem Baumhaus fühlt, von wo aus der Blick auf die
Welt da unten und da hinten fällt: über die Bahngleise zum benachbarten Malakowturm der ehemaligen Zeche auf der einen Seite, auf anderen bis zur neuen roten Kanalbrücke. Viereinhalb Jahre lang haben
die Brüder Cetra jeden Cent und jede Minute ihrer Zeit in die Restaurierung des Verwaltungsgebäudes gesteckt. „Wir wären froh, wenn es mehr solcher Bauherren bei unseren Denkmälern gäbe”, sagt
Annette Lewandowski von der Unteren Denkmalbehörde, die mit dem Ergebnis der Restaurierung ausgesprochen zufrieden ist, auch mit den neuen Komponenten. Jede der sechs mit 140 bis 150 Quadratmetern
üppig bemessenen Wohnungen in dem zweieinhalbgeschossigen Gebäude bekam einen Balkon in einer modernen Stahlkonstruktion, angebaut an der Rückseite; in das Dach wurden große moderne Fenster und
Dreiecksgiebel eingezogen - die es wohl früher einmal ähnlich gegeben haben muss: „Ein Nachbar kam und sagte: Ach, das habt Ihr ja gemacht wie auf dem alten Foto”, erzählt Edward Cetra. „Wir fragten:
,Welches alte Foto? Wir haben keins.' Wir hatten allerdings wirklich danach gesucht, aber keins auftreiben können. Aber es gab dann tatsächlich eins.” Wenn möglich, erhielten die Brüder die
Originalausstattung wie die Jugendstilfliesen im Flur, das hölzerne Treppengeländer und die alten Flurtüren oder sie restaurierten liebevoll wie die Jugendstilornamente an der Fassade oder die
kunstvolle Haustür am Seiteneingang zur Alleestraße hin. Vieles musste jedoch komplett erneuert werden, wie die gesamte Installation und Haustechnik, sämtliche Wände bis auf die tragenden Mauern.
Probleme bereiteten vor allem die schiefen Böden, die heftig aus der Flucht liefen: „Man kam sich hier vor, wie auf einem schwankenden Schiff”, sagt Miroslaw Cetra. Die Brüder lösten das Problem,
indem sie die Böden insgesamt anhoben - bei der Raumhöhe kein Thema. Die Wohnungen sind nun vom Flur aus mit einer Stufe zu erreichen. Das Haus hielt noch eine Überraschung parat: Im Erdgeschoss war
der Grundriss kleiner als in der Etage darüber - was den Brüder völlig unlogisch schien. Sie sollten Recht behalten, denn als sie sich auf die Suche nach den Gründen machten, entdeckten sie eine
versteckte, übertapezierte Tür zu einem fensterlosen Raum. „Der Raum war noch voller Akten”, erzählt Edward Cetra. Und dann stießen sie auch noch auf einen großen Tresor. Doch auf einen unverhofften
Baukostenzuschuss mussten sie verzichten: Der Tresor war leider leer.
Gabriele Heimeier
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